Klassenwechsel (2) – Die Gründe

Nach insgesamt vier Podiumsplatzierungen, darunter auch ein zweiter Platz beim Heimspiel auf dem Schleizer Dreieck, schloss Micky Winkler die vergangene Saison auf einen hervorragenden fünften Gesamtrang in der IDM Supersport 300 ab. Nach vier Jahren in der Nachwuchsklasse entschied sich der Schleizer jetzt zu einem Wechsel in die hubraum- und leistungsstärkere Supersportklasse.

Was hat dich bewogen, einen Klassenwechsel zu vollziehen? Immerhin wärst du dieses Jahr nach der sehr erfolgreich verlaufenden letzten Saison in der IDM Supersport 300 sicher als einer der Titelaspiranten gehandelt wurden.

Micky Winkler: „Ich habe einige Zeit überlegen müssen. Die Verlockung, um einen Titel mitfahren zu können, ist natürlich groß. Aber ich will mich als Fahrer und auch als Mensch weiterentwickeln und dabei werden mir meiner Meinung nach in der 600er-Klasse die besseren Möglichkeiten geboten. Ich verspreche mir vor allem einen langfristigen Effekt von diesem Wechsel.“

Spielten bei deinen Überlegungen auch körperliche Aspekte eine Rolle?

MW: „Die wurden natürlich mit in die Waagschale geworfen, waren aber nicht von ausschlaggebender Bedeutung. Aber es ist schon richtig: Die 600er sollte meiner Körperstruktur sicher entgegenkommen.“

Machst du dir dennoch Gedanken, dass dich Anpassungsprobleme erwarten werden?

MW: „Ich bin schon einige Privattrainings in der Vergangenheit mit einem Supersportmotorrad gefahren. Insofern weiß ich, was auf mich zukommen wird. Das klappte damals schon ganz gut. Insofern mache ich mir diesbezüglich keine allzu großen Sorgen. Aber das Level in der IDM Supersport ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Es wäre naiv zu glauben, ich setze mich auf die neue Maschine und fahre auf Anhieb Spitzenzeiten. Es gilt einige Prozesse neu zu erlernen, zu verbessern und zu verändern.“

Kam die Idee zum Klassenwechsel von dir?

MW: „Als Sportler strebt man ja immer nach Höheren. Insofern liebäugelte ich schon insgeheim mit einem Aufstieg. Aber die Initiative kam im letzten Jahr von meinem Team, die mich bereits während des IDM-Laufes in Spielberg gezielt darauf angesprochen haben. Ich war natürlich von dem Gedankenspiel nicht abgeneigt. Das ging dann sogar so weit, dass mir mein Team ein Doppelstart beim Saisonfinale in Hockenheim angeboten hatte, da die beiden teaminternen Supersportmotorräder aufgrund der Verletzungen der beiden Fahrer verwaist waren. Aber ich wollte mich noch voll auf die 300er konzentrieren und der dritte Platz im zweiten Rennen gab mir ja auch recht.“

Wann kam die endgültige Entscheidung zugunsten der IDM Supersport?

MW: „Wie gesagt, mein Team hatte mir bereits letztes Jahr schon konkrete Pläne offeriert. Letztlich zur finalen Vertragsunterzeichnung kam es im diesen Jahr im Februar.“

Du gehst also den Wechsel mit deinem letztjährigen Team an?

MW: „Ja. Ich fühle mich dem Kawasaki Weber Motos Racing Team verbunden und dort unheimlich gut aufgehoben. Meine persönliche Mannschaft um mich herum wird auch die Selbige bleiben. Ich muss mich wohlfühlen und das ist hier eindeutig der Fall.“

Mit welcher Erwartungshaltung startest du in die anstehende Saison?

MW: „Ich will natürlich schnell sein. Der erste Rivale wird mein Teamkollege sein: Luca De Vleeschauwer. Er konnte schon während einer Saison in Spanien mit der 600er Erfahrungen sammeln. Wir kennen uns ja schon von einem früheren gemeinsamen Team. Ich will mich konstant in den Punkterängen etablieren. Ein paar Top-Ten-Platzierungen wären sicher eine tolle Sache. Aber das wird in dieser schwer umkämpften Klasse sicher kein leichtes Unterfangen.“

Hast du deine persönliche Vorbereitung auf die neue Aufgabe anpassen müssen?

MW: „Ich habe das Krafttraining deutlich intensiviert und mir eine neue Hantelbank gegönnt. Bevor es aber richtig losgeht, steht noch eine Operation an. Der Nagel, der mir nach meinem Crash in Schleiz 2019 eingesetzt wurde, kann jetzt endlich aus meinem Körper entfernt werden.“

Wann wirst du das erste Mal auf dein neues Sportgerät steigen dürfen?

MW: „Wir werden beim offiziellen IDM-Test Mitte März in Valencia mit der Kawasaki ZX-6R dabei ein. Ansonsten habe ich ein eigenes Trainingsbike zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem ich dann noch so oft wie nur möglich individuell trainieren möchte. Das erste IDM-Rennen ist für den 7. und 8 Mai auf dem Lausitzring terminiert.“

Klassenwechsel (1)

Micky Winkler fährt 2022 IDM Supersport

Mehr Hubraum. Mehr Power. Micky Winkler entschloss sich nach einer sehr erfolgreichen Supersport-300-Saison, die der 19-Jährige im letzten Jahr mit vier Podiumsplatzierungen in der Gesamtwertung als fünfter abschließen konnte, für den Sprung in die nächstleistungsstärkere Klasse. „Nach reichlicher Abwägung hat der gesteigerte fahrerische Anreiz, der in der 600er-Kategorie notwendig sein wird, den Ausschlag für meine Entscheidung gegeben. Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln und dabei werden mir meiner Meinung nach in der 600er-Klasse die besseren Möglichkeiten geboten.“

Micky Winkler tauscht das 300er-Bike gegen ein Supersportmotorrad (Foto Jan Müller)

Ein komplettes Neuland stellen die hubraumgrößeren Supersportmotorräder für den Schleizer nicht dar. „Zu Trainingszwecken bin ich in der Vergangenheit schon einige Male auf eine 600er gestiegen. Der Umstieg sollte also kein allzu großes Ding werden.“ Bewusst gibt sich Micky Winkler mit seiner Zielstellung für die neue Saison aber noch zurückhaltend: „Ich muss einige Prozesse lernen, anpassen und umstellen. Dennoch möchte ich mich in den Punkterängen etablieren. Mit einer gewissen Routine visiere ich dann auch Top Ten-Ergebnisse an. Dafür bedarf es aber nicht nur ein schnelles Motorrad, sondern auch einiges an Durchsetzungsvermögen in dieser hart umkämpften Meisterschaft. Diese Herausforderung möchte ich gerne annehmen.“ Um für dieses Unterfangen bestens vorbereitet zu sein, wird Micky Winkler dem Kawasaki Weber Motos Racing Team weiterhin die Treue halten und erneut auf einer giftgrünen Ninja des Schweizer Rennstalls ausrücken. „Mitte März werde ich beim offiziellen IDM-Test im spanischen Valencia das erste Mal auf dem Motorrad sitzen.“ Die Vorfreude und Motivation sind beim Schleizer schon jetzt riesig.

Finale furioso

Saisonabschluss der IDM in Hockenheim endet für Micky Winkler erneut mit Pokal

Viel besser hätte es für Micky Winkler beim großen Finale der internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft auf dem Hockenheimring gar nicht laufen können. Mit einem dicken Pokal für Platz drei beendete der Schleizer ein erfolgreiches Jahr schon beinahe standesgemäß. „Ein perfekter Abschluss einer tollen Saison“, lautet das Fazit des 19-Jährigen. Dabei lief der Einstieg in das Wochenende noch gar nicht mal so optimal. „Ich konnte keine schnelle Runde in den Trainings fahren und habe zu viele Fehler gemacht“, war seine selbstkritische Einschätzung. Trotz einiger Veränderung am Motorrad reichte es „nur“ für den zehnten Startplatz.

Rennen eins war wieder eines jener typisch chaotischen Supersport 300-Läufe, das in einen Abbruch gipfelte. Nach dem Re-Start kämpfte sich Micky Winkler munter bis auf dem siebenten Platz nach vorn.

Mit einer Extraportion Durchsetzungskraft biss sich der Kawasaki-Pilot im zweiten Durchgang in der ersten Verfolgergruppe der Spitzenreiter fest. „Ich konnte locker den Speed der beiden Führenden halten, die waren aber schon zu weit enteilt.“ Die Konzentration des Schleizers lag jetzt auf den möglichen dritten Platz, den der Lackiererlehrling auch mit Bravour nach Hause bringen konnte.

In der Gesamtwertung ist Micky Winkler mit 140 Punkten auf einen hervorragenden fünften Platz zu finden.

„Eine gute Saison“, gibt er sich ziemlich bescheiden.

Pole, Crash und Platz vier

IDM Supersport 300 Red Bull Ring

Micky Winkler setzte mit der absolut schnellsten Zeit im Qualifying eins ein ganz dickes Ausrufezeichen. „Dabei war die Runde noch nicht mal perfekt“, wie der Schleizer verrät. Da aber die Streckenbedingungen auf dem Red Bull Ring sich im zweiten Qualifying alles andere als optimal erwiesen, durfte sich Micky Winkler über seine erste Bestzeit in seiner IDM-Karriere freuen. Der ideale Startplatz brachte dem Auszubildenden aber zumindest im ersten Rennen kein Glück. „Das Gefühl für die Bremse war mies. Ich musste immer weitaus eher entschleunigen, als es mir lieb war.“ Das endete letztlich in einen Crash. „Mir ging der Platz aus und ich bin auf einen Kollegen aufgefahren.“

Das Team richtete das Bike und Micky Winkler nahm für den zweiten Lauf wieder auf dem Platz an der Sonne Aufstellung. Vom Start weg bildete sich eine riesige 18-köpfige Führungsgruppe. Dort wurde nach Herzenslust gehauen und gestochen. Die langen Geraden auf der Grand Prix Strecke waren für die Windschattenschlachten prädestiniert. „In der einen Kurve warst du ganz vorn dabei, in der nächsten Ecke findest du dich auf Rang zehn wieder. Ständig wurden die Positionen kompromisslos getauscht. So ging es das komplette Rennen über.“ Den Endspurt konnte sich Micky Winkler geschickt eintakten und sich vieler Angriffe erwehren: „Mit Platz vier bin ich einverstanden. Der Speed ist weiterhin zweifelsfrei vorhanden. Für das nächste Mal wünsche ich mir etwas mehr Konstanz. Dann passt das schon.“

Mit 115 Punkten rangiert Micky Winkler vor dem Finale auf Rang fünf der Gesamtwertung der IDM Supersport 300 Klasse. Die Finalrunde steigt vom 24. bis 29. September auf dem Hockenheimring.

Micky Winkler

Unerwartete Erfolge

4. Runde IDM Assen

Es surft sich bestens auf der Welle des Erfolges. Micky Winkler gelang es auch in der „Kathedraal van de Snelheid“ im niederländischen Assen nahtlos an die Topresultate der letzten Rennen anzuknüpfen. Dabei machte sich im Vorfeld noch eine Portion Skepsis beim Schleizer breit: „Assen liegt mir nicht.“ Während der freien Trainings wurde viel am Set-up der kleinen Ninja getüftelt. Auch das Qualifying lief noch nicht nach Plan. Aber Micky Winkler wusste, dass er in der Lage ist noch Reserven abrufen zu können. Die kamen dann auch pünktlich in den beiden Rennen zum Einsatz. Der Start zu Lauf eins gestaltete sich für den 19-Jährigen verzwickt. „Ich war in der ersten Kurve zunächst eingeklemmt, konnte mich aber schnell befreien und habe zu meiner Freude gemerkt, mein Speed passt.“ Stück für Stück kämpfte sich Micky Winkler nach vorn und nistete sich in der großen Verfolgergruppe hinter den beiden enteilten Führenden gemütlich ein. Richtig heiß her ging es dann im letzten Umlauf. Der Schleizer musste zwar noch einen Platz hergeben, überfuhr als fünfter die Ziellinie, aber bekam aufgrund eines Gaststarters die Punkte für Rang vier. „Damit war ich schon mal richtig zufrieden, denn das konnte ich so nicht erwarten.“

Aber es ging sogar noch mehr. „Lauf zwei war megachaotisch, aber sauschnell“, resümiert Micky Winkler. „Permanent wurde in der Spitzengruppe gedrängelt, attackiert und überholt.“ Die Entscheidung sollte erst nach einem großen Gerangel in der letzten Kurve fallen. „Ich bin bewusst etwas defensiver gefahren, das war vielleicht mein Glück.“ Micky Winkler profitierte von einem Sturz zweier Kontrahenten und sah entspannt als Dritter die erlösende Zielflagge.

„Von diesem gigantischen Ergebnis mal ganz abgesehen, die komplette IDM-Spitze konnte mit Gaststarter Tom Booth-Amos (GB), dem aktuellen WM-Zweiten, problemlos mithalten. Das zeigt, auf welchem Niveau wir unterwegs sind.“

Weiter geht es mit der IDM bereits in zwei Wochen mit dem Gastspiel auf dem Red Bull Ring in der schönen Steiermark. Micky Winkler reist als Tabellenfünfter nach Österreich.

Jan Müller

Dauergast auf dem Podium: Micky Winkler (r.)

Emotionales Heimspiel

Micky Winkler auf Erfolgskurs bei Internationalen Schleizer Dreieckrennen

„Dieser Pokal bekommt einen Ehrenplatz“, legte Micky Winkler nach seinem zweiten Platz in seinem Wohnzimmer, dem Schleizer Dreieck, stolz fest.
Dass er als Zweiter freudestrahlend und überglücklich auf das Podium klettern durfte, ging ein ganz hartes Stück Arbeit voraus. Mit Rang drei nach dem Qualifying und damit einem Platz in der ersten Startreihe, verschaffte sich Micky Winkler eine hervorragende Ausgangsposition für die beiden Supersport 300-Rennen. „Das war noch der angenehmere Teil“, klärt der Schleizer auf. „Was dann im ersten Rennen abging, war schon extrem.“ Während an der Spitze Dirk Geiger unbehelligt seine Kreise ziehen konnte, wurde sich in der achtköpfigen Verfolgergruppe mit allen Haken und Ösen duelliert. „In jeder Kurve wurde knallhart reingehalten und mit den Ellenbogen gearbeitet.“ Micky Winkler behielt die Nerven, bewies Durchsetzungsvermögen und fuhr als viel umjubelter Zweiter über den Zielstrich. „Die Auslaufrunde mit den ganzen Zuschauern habe ich aufgesaugt und genossen.“
Auch im zweiten Rennen glänzte der 19-Jährige mit einem vorzeigbaren Ergebnis. „Ich habe anfänglich ein paar kleinere Fehler eingebaut, was Zeit gekostet hat. Aber ich konnte mich Stück für Stück nach vorn kämpfen und habe mir auf der Zielgeraden mit fünftausendstel Sekunden Vorsprung noch den vierten Platz geschnappt.“
„Es war ein absolut bombastisches Wochenende für mich“, lautete das einleuchtende Fazit von Micky Winkler.

Text und Fotos: Jan Müller