Dass sich Micky Winkler im Spätsommer Gewinner des Kawasaki Ninja ZX 4-RR Cup nennen darf, hatte der schnelle Schleizer Anfang des Jahres in dieser Form nicht auf dem Schirm. Die Pläne des 22-Jährigen sahen anders aus. Sportlich schnürte Winkler ein konkurrenzfähiges Paket, um in der Pro Superstock 1000 angreifen zu können. Dieses schon weit fortgeschrittene Vorhaben scheiterte letztlich an einer gesunden Finanzierung. Kawasaki ließ den Schleizer aber nicht fallen und bot ihn ein Motorrad im wiederbelebten Ninja ZX-4 RR Cup an. „Es ging dabei nicht nur um eine bloße Teilnahme“, erklärt Micky Winkler. „Kawasaki hat mich gebeten, den Neueinsteigern im Cup als Ridingcoach zur Verfügung zu stehen.“ Für beide Seiten also eine Win-win-Situation. „Kawasaki konnte so von meiner Erfahrung profitieren und für mich war es eine wunderbare Möglichkeit, wie sich schnell herausstellen sollte, weiter Motorsport auf hohem Niveau zu betreiben, der auch finanzierbar war.“ Bevor die Saison Fahrt aufnehmen konnte, musste Micky Winkler einen herben Schicksalsschlag verkraften. Der Rennfahrertod seines langjährigen Weggefährten und engen Freundes Troy Beinlich während eines Langstreckenrennens auf dem Hockenheimring hinterließ natürlich auch beim Schleizer tiefe Spuren. „Man hinterfragt vieles und macht sich seine Gedanken.“ Vom Motorradrennsport abzulassen, stellte für Micky Winkler keine Option dar. „Das wäre ganz sicher nicht im Sinne von Troy gewesen.“
Im Cup kristallisierte sich schnell Justin Hänse als der große Widersacher für Micky Winkler heraus. „Justin hatte den Vorteil, mit dem Motorrad ausgiebig testen zu können. Ich saß mehr oder weniger beim Saisonauftakt in Luxemburg das erste Mal auf der neuen Maschine. Ich hatte also keine Möglichkeit mich auf das Motorrad einzustimmen.“ Es entwickelte sich von der ersten Trainingseinheit an ein offener Schlagabtausch auf Augenhöhe unter den beiden Thüringern. „Mal hatte Justin seine Vorteile, dann war ich wieder der etwas Schnellere. Das ging die ganze Saison über so.“ Winkler und Hänse teilten sich in aller Regelmäßigkeit und stetigen Abwechslung die Tagessiege auf. „Von dieser Entwicklung haben wir beide profitieren können und in den Bereichen Zweikampf und Renntaktik viel für die Zukunft mitnehmen können.“ Permanente Windschattenduelle und handfeste Überholmanöver prägten eine spektakuläre Saison, die ihren Höhepunkt beim Finale im tschechischen Most finden sollte. Hauchdünn gewann Micky Winkler den ersten Lauf und übernahm mit einem Punkt Vorsprung die Gesamtführung. Der finale Schlagabtausch fiel dann aber sprichwörtlich ins Wasser. Blitz und Donner sorgten für eine Absage des zweiten Durchganges, was Micky Winkler damit zum Titelträger machte. „Ein ehrliches Duell auf der Strecke wäre mir lieber gewesen, denn wir hätten beide diese Meisterschaft verdient. Das Glück stand in diesem Fall auf meiner Seite.“
Mit dem Gewinn des Cups geht als Belohnung auch ein Gaststart im Pro Superstock 1000 bei deren Saisonfinale auf dem Hockenheimring einher. „Diesbezüglich wurden bereits Absprachen getroffen“, erklärt Micky Winkler. „Mit Bezug auf die tragischen Ereignisse um Troy wird dies sicherlich ein spezielles Wochenende für mich werden. Ich lasse das auf mich zukommen und werde schauen, wie sich das im Kopf bewerkstelligen lässt.“
An der nächsten Saison wird im Hause Winkler bereits kräftig gebastelt. „Es soll auf jeden Fall wieder in Richtung des Fahrerlagers der IDM gehen. Pläne und Ideen gibt es einige, aber wie immer spielt das Thema der Finanzierung eine enorm gewichtige Rolle.“